Sonntag ist Ganesh baden gegangen.
Zum Abschluss der Geburtstagsfeierlichkeiten.
Seitdem spiele ich den Jetsetter (Cuddalore-Pondicherry-Madras-Mumbai-Helsinki-Frankfurt-Schwetzingen).
Will noch nicht nach Hause, bin in den letzten Tagen doch nochmal tiefer und tiefer in das was Indien is eingedrungen (uuh was fuern bloeder Satz), es ist echt nicht der richtige Zeitpunkt zu gehen, es ist der richtige Zeitpunkt, um zu bleiben. Aber diese Alternative gibts nicht, darum wird tapfer in die Zukunft geschaut und sich gefreut auf Bier im Kino, Schweinelende von der Mutter, Weisswuerste vom Max und endlich, endlich Herbst (...)

Damit verabschiede ich mich und sage: danke fuers Einschalten.

In Cuddalore angekommen, wo ich jetzt ein paar Tage Einblicke in das Iron Deficiency Project von Isa (Niederlande) bekomme, ist die erste gemachte Erfahrung: Pushpagiri Hospital arbeitet unglaublich effizient. Hier in der Hilfsorganisation haben sie offenbar das Beamtenspiel erfunden (wer zuerst ans Telefon geht, hat verloren). Und dass man mal drei Stunden zu spaet zur ''Arbeit" erscheint, gehoert zum guten Ton. Quasi nicht Casual Friday, but Casual week...

Trotzdem spannend und retrospektiv hilfreich, um den notwendigen Verwaltungsapparat hinter dem aus diesem Gesichtspunkt dann doch ganz gut arbeitenden Private Hospital in Tiruvalla zu verstehen.

Quasi so, wie manche Platten einfach nur heissen wie die Band dahinter, so gibts jetzt thematisch passend einen Eintrag mit simplem Titel.

Denn die Message ist (nein, nicht "gute Laune", liebe Freunde des Kirmestechno), sondern "leaving" (und auch das noch nicht "on a jetplane" wie die Lagerfeuerfraktion vermuten wuerde). Leaving the hospital. Heute morgen noch einmal den Verwaltungsapparat durchschwommen und nicht abgesoffen, hurra, und damit steh ich auf der Bruecke und schwenke den Hut.

Was bedeutet das fuer den Blog? Im Grunde schreckliches, denn

a) werden ab heute fuer die restlichen 9 Tage Indienwahnsinn die Haeufigkeit an neuen Eintraegen hoechstwahrscheinlich drastisch sinken, wenn nicht sogar totale Stagnation eintritt

und

b) werden eben diese wenigen Eintraege Gefahr laufen, unter die Rubrik Urlaubsblogging zu fallen. (Ein NoNo)

Da gibts eigentlich nur noch das zu sagen, was Gidons Onkel Georgin gestern Abend sagte, als er feststellen musste, dass ich ihn Schach Matt gesetzt habe (was ich wiederum gar nicht realisiert hatte):

Problem.........Problem..........Problem......hm.

Ok, Goodbye.

Vorgestern abend grosse Musiksession mit den Zimmernachbarn (inkl. 1,90m grossem vollbaertigem, stark angetrunkenen, natuerlich noch fahrtuechtigen, Unfallchirurgen). Viel gelernt. Sowohl ich, als auch die Inder. Hier die schoensten Fakten:

Modern Talking war die Lieblingsband einer ganzen Generation indischer Schuljungen und -maedchen. Dass die Herrschaften aus Deutschland sind, wissen sie erst seit vorgestern. Die Songs sind auch in Malayalam available.

"That Rammstein is not accepted in Germany is the biggest shock for me." - die Reaktion des UChirurgen auf meine Erlaeuterungen, dass die meisten vernuenftigen Leute in Deutschland doch eher einen Bogen um diese Fellows machen. Uebersetzung des Textes von "Du hast" war erwuenscht.

Interessant auch hier wieder sprachwissenschaftliches: es heisst "Beatles have to be blamed for that" (naemlich fuer die Touristenschwemme in Indien seit den fruehen Siebzigern), aber "the sultans of the swing".
-> froehliche Artikelanarchie

"Man, you have to play the doors, man." und "I ask you a question, man: have you anything of the Pink Floyd?" zaehlten zu den Most frequent asked questions am Abend. "Riders on the storm" und "whisky Bar" wurde ehrfurchtsvoll mitgesungen.

"You have to listen to that Eric Clapton fellow man."

Und dann gibt es natuerlich noch die Keralaversion von "Hotel California" in perfektem indisch-inglisch mit so wunderbaren Liedzeilen wie

"I told the reception,
my room is full of mice
and he said, don't worry sir,
I bring you curry, brandy and ice

...

Welcome to the Hotel Keralafornia
such a lousy place
such a lousy place.
Plenty of bugs at the Hotel Keralafornia
Any time of year
it's infested here

Alles in allem ein unvergesslicher (langer) Abend mit einem Blumenstrauss bunter Melodien, vornehmlich solcher Art, wie man sie auch in Kleinstadtkinos zu hoeren bekommt.

Und bis ich verstanden habe, was die "Vla Pa Generation" war, vergingen einige Minuten. (Hat nichts mit Vla zu tun, wenngleich auch "Milly Vanilly" ebenfalls als fruehe Idole erwaehnt wurden).

Auf die Frage, ob er was getrunken habe, antwortete der Kerl, dem ich gestern die Lippe genaeht habe und der dabei die ganze Zeit erzaehlt hat, "chaya" - "nur Tee".

Und dann isser von der Liege aufgestanden, wollte wissen, was wir eigentlich mit ihm gemacht haben und hat beschlossen, dass er doch besser nach Hause geht, hat sich den Weg aus dem Emergency Theatre gebahnt und dann die Casualty betreten. Dort gesehen, dass da ne Menge Betten frei waren und sich gedacht, dass es wohl besser waere, sich (unaufgefordert) hier hin zu legen.

Uns war das dann auch ganz recht, da wir ihn ohnehin zur Beobachtung dabehalten wollten (Kopfplatzwunden, aber kein Geld fuer CT oder Roentgen). Ob er heute frueh immer noch dort liegt, weiss ich nicht.

Das gibt's halt manchmal, wenn man zuviel Tee getrunken hat, nich wahr, Keno? (Auch hier nochmal ein Physikumsglueckwunschstaendchen...)


Unten: Teeplantage in Ooty (Wochenendausflug)

...oder Ganesha. Oder Mekka...

Ich glaube ja, dass es zwei Menschen auf diesem Planeten gibt, die jedesmal, wenn sie das Wort "Indien" hoeren, in schallendes Lachen verfallen, Freudentraenen weinen und ersteinmal eine Flasche Champagner oeffnen: Der Chef von Pepsi (seit 2003 ist CocaCola aufgr. eines Skandals in Indien verbannt worden) und der Chef von Piaggio (machen nicht nur Vespas sondern auch Autorickshaws...)

Das kommt davon, wenn man sich immer ueber sie lustig macht. Dann braucht man sie ploetzlich. Dachte ja erst, die vielen feinsaeuberlich nebeneinander angeordneten Pusteln seien von ner Wanze oder so, aber nachdem ich sie dann symemtrisch ueber Ellenbogen und Ruecken sowie Fuesse verteilt bekommen habe, bin ich dann doch einen Stock ueber der chirurgischen Ambulanz bei den Hautfuzzis vorstellig geworden und wir konnten uns dann gemeinsam auf ein Erythema multiforme einigen. Hoechstwahrscheinlich als allergische Reaktion auf irgendetwas ungewoehnliches in den letzten Tagen. Und davon gibts aufgrund eines kleinen Ausfluges nach Ooty, in die Nilgiri Hills, bei wohligen 19 Grad, einiges, vom Karpfen ueber Nussschokolade (beides Spezialitaeten) bis hin zur Paracetamol (leichte Erkaeltung).

Ganz klar ein Fall fuer ein Antihistaminikum. Und damit mir die Schere nicht in die Wundhoehle faellt gibts ein niederpotentes fuer den Tag und das hochpotente fuer die Nacht (sedierend...). Und Blut und Pipi wollten sie auch. Sollen sie haben. Der ganze Spass kam dann irgendwas um die 2 Euro (8Tabletten insg. 40cent). Ulla Schmidt wuerde weinen, wenn sie das hoerte...

Ach ja, die Steroidsalbe gibts hier quasi als Betthupferl vom Dermatologen aus der Schublade kostenlos (Probe von den Pharmaknilchen).


Abbildung aehnlich

Der 70jaehrige Arzt (Dr. George), bekannt aus nun recht vielen Eintraegen heute:

"Every morning I pray for the entire world. I start with England, Germany, France, Spain. Then Italy, Jugoslavia, Russia. Then going to the skandinavian countries. Then pray for china, for indonesia, for afghanistan, for pakistan, for africa, then I pray for the gulf nations, for nepal, for tibet, for australia, japan, then go to america, north america, here I pray for canada, for mexico, for panama, then for south america, especially peru and chile. That takes me two hours. From four in the morning to six in the morning. After that only I pray for india, for kerala, for my house and my relatives."

Kerala heisst nicht nur "Gods Country" sondern auch "Coconuts Country", man kann sich da nicht so genau einigen und einer nicht nachpruefbaren Behauptung nach gibt es keinen Ort auf der Welt mit so viel Kokospalmen wie diesen. Wenn man durch die Gegend faehrt, kann man das auch glauben, mehr Palme geht nicht.

Darum wird es Zeit ein paar schnelle Fakten zur Kokosnuss, die in allen Gerichten vorkommt, loszuwerden:

1. Kokosmilch wurde im Krieg (v.a. Vietnam) zur parenteralen Ernaehrung als Infusionsloesung verwendet. Reich an Fructose, Natrium, Kalium, im grunde steril.

2. Kokosnussoel wird zum frittieren von allen Nahrungsmitteln verwendet, die man frittieren kann und ist, wenn man den Indern glaubt, sehr reich an Cholesterol, wenn man den hollaendischen Ernaehrungswissenschaftlern glaubt, reich an gesaettigten Fettsaeuren. Beides jedenfalls nicht sonderlich gesund, aber lecker

3. Heute Fall in der Casaualty: Frau ist Kokosnuss auf den Kopf gefallen. Schmerzen. Der 70jaehrige Arzt, den alle schon kennen:

"We have to check the pupils. There is reaction. There is no vomiting, there was no uncounciousness, so we give Paracetamol against the headache and send her home".